Gay Erotic Stories

MenOnTheNet.com

Thom und Twix

by Stephan Stein


Tja, ich wußte eigentlich schon immer, dass Thomas ein wenig tollpatschig ist – aber ich dachte nie, dass mich seine Naivität eines Tages in solche Erklärungsnöte bringen könnte! Seine Frage war ja eigentlich verständlich, ... nur musste er sie so laut stellen? Aber anders gefragt, wie konnte er wissen, dass sie jemand hören würde, der sie nicht hätte hören sollen? Zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Na ja, vielleicht sollte ich zuerst einige Sachen erklären. Ich bin seit der Grundschule mit Thomas befreundet und irgendwie ist er langsam mein allerbester Freund geworden. Gut, er macht ab und zu etwas nicht-so-kluges, aber er meint es doch immer gut und manchmal ist es auch wirklich witzig. Außerdem hatte ich vor einigen Jahren bemerkt, dass er recht hübsch ist. Ich weiß nun, was du denkst. Ja, ich bin schwul und es ist auch gut so – kein Problem: Ich sage es dir ganz direkt – du bist doch nicht mein Vater, oder? Aber damals, vor 3 Jahren, hatte ich mich noch nicht geoutet. Und das ist ja genau das Ding mit dieser Frage von Thomas, die mir so einen interessanten, aber auch komplizierten Nachmittag einbrachte. Es war so: Wir bummeln wie üblich durch die Altstadt nach der Schule, allmählich in die Richtung meines Hauses. Thom unternimmt normalerweise mit mir nachmittags noch etwas, denn er wohnt bei seiner Mutter und sie arbeitet bis zum Abend in ihrem Modegeschäft. Nun schlendern wir die Kleinstraße entlang und zwei schöne, schick gekleidete Männer gehen an uns vorbei. Plötzlich flüstert Thom mir ins Ohr: „He, die zwei sind doch ein Paar, oder?“ Es wundert mich, so etwas von Thom zu hören. Ich stelle mich erst einmal dumm. „Wieso denkst du denn das?“, sage ich und werfe ihm einen komischen Blick zu. Er tritt eine Dose Cola aus dem Weg und sagt: „Ist ja klar, sie waren modisch und gingen zusammen. Es kommen oft solche Paare bei meiner Mutter vorbei. Wenn ich bei ihr arbeite, sagt sie dann immer: ‚Sie sind meine besten Kunden.‘“ „Na ja.“ Trotz drei Grad Minus muss ich meine Jacke ausziehen! Thom guckt mich mit seinen lieben blauen Augen von der Seite an und sagt: „Ich denke ab und zu, wie es wäre Homo zu sein? Echt anders?“ ALARM -- ENTSCHEIDUNG! Millionen Gedanken und Gefühle hämmern in meinen Kopf und treffen mein Herz. JA – WARUM NICHT? „Es ist eigentlich nicht so anders.“ Da. Ich habe es gesagt. Schweiß überall. Die Steine von der alten Straße unter meinen Füssen sind plötzlich echt faszinierend. Nach ungefähr zwei Sekunden stoppt Thom und guckt mich an. Seinen Kopf hat er zur Seite gelegt. Ich kann es in seinem Gehirn richtig ticken hören. „Warte mal, WAS? Du bist aber nicht...?“ Thom kratzt sich am Kopf. „Um Gottes Willen, warum habe ich so was gesagt?“, denke ich mir. Ich stammele: „Ich b-bin ... mmh ... ja ...“ „Homo! Du bist Homo! Mein bester Freund ist ein Homo! Voll krass! Gott, das ist so verdammt cool! Ich hätte nie gedacht! Mensch, ohne Scheiß?“ Er starrt mich strahlend an, und diesmal funkeln seine Augen neugierig. Ich muss lachen. „Tja, so ist es eben,“ sage ich leichtfertig. Mein Herz klopft aber noch immer wie verrückt. Plötzlich stehen wir schon vor meinem Haus. Der Porsche meines Vaters steht in unserer Auffahrt und glänzt im kalten Licht der Wintersonne. Wir gehen auf die Tür zu und Thom schreit laut vor Begeisterung: „Wie lange weißt du schon, dass du, mh, ja – Homo bist?“ Plötzlich öffnet sich die Tür wie von selbst direkt vor uns und mein Vater sieht uns staunend an. Seine schwarzen Augen sind so groß wie Wassermelonen. SO’N MIST! Es läuft mir eiskalt den Rücken herunter. Sein Gesicht verzerrt sich, fragend und hilflos blickt er mich an. Er scheint ärgerlich zu sein. Auf jeden Fall ist sein Blick so finster. Alle drei stehen wir stumm da und scheinen wie angewurzelt: „Was jetzt? Was denkt er? Hat er die Frage gehört und verstanden? Wird er mich ausfragen? Was wird er meinen? Versteht er die Sache überhaupt, dass ich auf Männer stehen könnte? Wird er wollen, dass ich mich verändere? Ich höre schon seine strenge Stimme – „Stephan, willst du nicht erfolgreich sein, wie ich? Du kannst das nicht schaffen – als Homo! Du musst ein normales Leben führen. Schau dir die Frauen an – das ist das wahre Leben!“ Oh, nee, was sage ich dann? Ich weiß noch nicht so ganz, was ich will. Ich hoffe, wir kommen nicht zu sehr aneinander.“ Ich weiß nicht, wie lange wir da geblieben sind. Dann geht mein Vater wortlos zwischen uns zur Auffahrt. Er öffnet die Tür des Autos und schaut kurz zurück. Unsere Blicke treffen sich ganz kurz. Es steht weniger Schmerz in seinem Gesicht geschrieben, doch sieht er jetzt ganz verwirrt und unzufrieden aus. Der Porsche fährt rasch ab. Thom und ich gehen ins Haus. Wir ziehen die Schuhe im Flur aus und Thom stottert verlegen: „Mm .. ich ... ich wußte nicht... dein Vater ... oh Gott, ist das jetzt sehr schlimm?“ Sorge und Furcht kehren wieder zurück und ich will eigentlich nicht mehr darüber nachdenken. Ich sage rasch: „Macht nichts“ und mache das Radio an. Wir setzen uns an den hölzernen Tisch im Esszimmer. Das Licht des Nachmittags strahlt durch die grossen Fenster. Bon Jovi ist leise aus dem Radio zu hören. Ich kenne Thom und weiß, jetzt kommen die neugierigen Fragen. „Na und – wie ist es dann für dich?“ fragt er. „Ich bin etwas müde. Magst du auch Kaffee?“, erwidere ich. „Ja, und vielleicht was Süßes?“ Ich erhitze Wasser für den Kaffee und hole ein paar Twix. „Magst Du eins haben? – Twix, ok? Was möchtest du denn eigentlich wissen? Ich weiß nicht wirklich, wie ich anfangen soll.“ Thom sagt: „Egal, mich interessiert alles.“ Wow Thom, das ist ja Klasse. Er wird mir einfach zuhören! Ich gehe in die Küche und mache uns Kaffee. Ich fühle mich so durch den Wind und rühre in meinen Gedanken wie in löslichem Instant Kaffee. Ich weiß nicht, wie ich die Gefühle und Gedanken, die ich so lange in mir getragen habe, ausdrücken und erklären kann. Es ist ja das erste Mal, dass ich jemandem dies alles erzähle. Aber ich will, dass Thom mich versteht; ich will es alles rauslassen; mein Inneres nach außen kehren - genau das war es, was ich mir so sehr wünschte. Nach einer dreiviertel Stunde bin ich fast am Ende meiner Erzählung. „Ja, ich fühle mich von Männern angezogen!“. So ende ich. Thom schluckt und schaut mir ernst in die Augen: „Ich auch... manchmal.“ Auf einmal herrscht eine verlegene Stille. Wir können uns einander nicht so richtig anschauen. Minuten werden zu Ewigkeiten. Die Zeit scheint still zu stehen und ich scheine seinen Atem spüren zu können. Ich gebe ihm meine Hand. Er schaut mich lange an und steht dann auch auf. Wir umarmen uns... Das war also mein allererstes Coming-Out. Mit Thom und Twix. Ende.


###

Popular Blogs From MenOnTheNet.com

Please support our sponsors to keep MenOnTheNet.com free.

1 Gay Erotic Stories from Stephan Stein

Thom und Twix

Tja, ich wußte eigentlich schon immer, dass Thomas ein wenig tollpatschig ist – aber ich dachte nie, dass mich seine Naivität eines Tages in solche Erklärungsnöte bringen könnte! Seine Frage war ja eigentlich verständlich, ... nur musste er sie so laut stellen? Aber anders gefragt, wie konnte er wissen, dass sie jemand hören würde, der sie nicht hätte hören sollen? Zumindest nicht zu

###

Web-01: vampire_2.1.0.01
_stories_story